Modellsportverein Langenau e.V.

Baubericht DFS 230 von Jo und Fandas.

Zur Vorgeschichte: als Warbirdfans stolperten wir irgendwann über die DFS230 und dachten, wir sollten dieses nicht alltägliche Modell als Eigenbauprojekt ganz in Holz angreifen. Das vom VTH-Verlag angebotene Packet aus Frästeilen und Plan erschien uns zu klein. Wir wählten den Maßstab 1:5, weil viele Jagdmaschinen dieses Maßstabs in der Szene zu finden sind und der große Traum eines authentischen Gespanns (evt. auch Mistelschlepp) im Kopf herumschwirrt. Die Eckdaten: es entstehen zwei Modelle der DFS 230, A-Baureihe mit 4,4m Spannweite und einem Gewicht um 8Kg.
Nach 8 Abenden in der Werkstatt (und 2 Kisten Weihnachtsbier wegen des Balsa-Staubes!)haben wir eine Flächenhälfte und das Rumpf-Gerüst mal zusammengesteckt. Ist ein schöner Brocken bei Maßstab 1:5
Begonnen haben wir auf Basis eines speziell für uns gefertigten Frästeilesatzes der Firma 4CAM (Jochen Zimmermann aus Nördlingen, auch dort werden zwei Exemplare entstehen). Nach dem Vorbereiten von Kieferholmen und Beplankungen in "Überlänge" wurde auf dem eigens angefertigten Bauplan die Grundstruktur aufgebaut.
Ein normales Clarc-Y Profil mit gerader Unterseite erleichtert den Bau (wie Taxi, Charter), da keine Helling benötigt wird.
Der Hauptholm ist in Doppel-T Ausführung gedacht, dh. 15X5mm Kiefer oben und unten mit einer 3mm Hartbalsa-Verkastung mittig eingepasst.
Das Querruder wurde als Teil der Fläche gebaut und später durch Trennen der Beplankung separiert. Der hintere Holm als Queruder-Anschlag besteht aus 3X5mm Kiefer oben und unten, sowie 3mm Balsa aufgeleimt.
20mm Balsa stellt die Querruder-Nase dar und wurde vor dem Beplanken bereits leicht verrundet. Verstärkungsklötzchen nehmen später 4mm Stiftscharniere auf.
Die Passgenauigkeit und Profiltreue der Fräsrippen ist genial und erleichter das Beplanken. Das Aufbringen der oberen Nasenbeplankung erfolgte mit der "Bügeleisen-Methode" dh. bereits getrockneter Leim wird in sekundenschnelle aktiviert und es ist kein Fixieren mit Nadeln notwedig.
Hier entsteht noch ein Rahmen um die Störklappen, die bei diesem Muster vorne angeschlagen bis 90° ausklappen. Nach dem Einpassen der restlichen Beplankung und der Rippenaufleimer oben....
 ...und unten ist der Grundaufbau erledigt.  Die selbstlaminierte Kohle-Rohr Steckung und die Aufnahmen der Verdrehsicherungen zum Rumpf hin sind auch eingesetzt. Die Biege- und Verwindungs-Steifigkeit der Fläche ist bereits im Rohbaustadium sehr ordentlich. Nach der Bespannung mit Seide würden wir dem Segler jeglichen Kunstflug zutrauen! Die zu erwartende Flächenbelastung liegt kalkuliert unter 50gr/qdm! Eine Flächenhälfte wiegt mit allen Einbauten gerade 1100gr. Wurzeltiefe ist 540mm!
Bei der zweiten Flächenhälfte ist zwar alles andersrum, oder spiegelbildlich, aber der Aufbau sollte zügiger von Statten gehen, da die Vorgehensweise ja bekannt ist. Hier werden Beplangungsteile zugerichtet...
...die teilweise geschäftet werden müssen. Der untere Holm mit der unteren Nasenbeplankung als erste Verklebung macht den Anfang des Flächenaufbaus.
dann alles auf dem Plan fixieren und los gehts
das Setzen der Rippen geht im Akkord wie man sieht. Jo´s Gesichtsausdruck (irgendwas zwischen dämlich und hochkonzentriert) zeigt daß wir unser Projekt ernst nehmen.
Wöchentlich ein Abend ist Pflicht, manchmal noch zusätzlich Sonntag-nachmittags. In der heutigen Sonderschicht von Fandas (28.Januar 2013) ist die Holmverkastung der zweiten Fläche fertig geworden. Im Hintergrund lässt auch der Rumpfbau Fortschritte erahnen.
Der Rumpf erscheint anfangs unheimlich filigran. Aufgebaut mit der im Frästeilesatz enthaltenen Helling auf einer ebenen Platte (Türblatt)  hoffen wir, daß beim "Ausschalen" später kein bleibender Verzug entsteht.
Jede Menge Vorüberlegungen sind notwendig, da sich nach dem Bespannen nur bestimmte Holme, sogenannte Stringer sichtbar abzeichnen sollen. Beispielsweise die Leitwerksanbindung, die sehr originalgetreu aussehen soll erfordert etwas Hirnschmalz, damit alles gut montierbar und stabil wird.
Mit jedem eingeleimten Stäbchen bekommt man ein besseres Bild der eigentlich eleganten Linienführung dieses militärischen "Omnibus"
In der Bugpartie gibt es Knicke mit Winkeln in zwei Himmelsrichtungen. Diese liegen auch noch zwischen zwei Spanten, hier möchte  man manchmal verzweifeln. Der 1:1 Plan an der Wand und das ständige Vergleichen der Bilder in der Fachliteratur bringt uns Abend für Abend ein Stück weiter.
Wir haben uns für eine gute Biegesteifigkeit die teilweise Beplankung mit Faserrichtung quer zur Flugrichtung ausgesucht. Diese Methode wird am Boden und auf der Oberseite angewandt. Seitlich wird über Diagonalstreben (später unsichtbar) die Torsionsfestigkeit erreicht.
Langsam kann man sich schon etwas mehr darunter vorstellen. Bald kommt der Kabinenrahmen an die Reihe, er wird natürlich aufklappbar. Hier wurde der obere Quersteg des mittleren Kabinenspanten herausgetrennt, da hier der Flugzeugführersitz sein sollte. Der Cockpit-ausbau ist bei diesem Maßstab gut möglich und wird so vorbereitet.
 
Nebenbei angemerkt:

Viele Detailfragen sind noch offen und wir werden am 19.Februar nach Berlin Gatow fliegen und im militärhistorischen Museum eine originale DFS 230 besichtigen. Außerdem haben wir mit dem Erbauer dieser Restauration aus Originalteilen und Replikaten Kontakt aufgenommen. Der heute 90 jährige Karl Gnewikow hat dieses Projekt mit seinen alten Fliegerkameraden Ende der 1980er aus dem Boden gestampft. Er war selbst Pilot auf der DFS 230 und hat verschiedene Schleppvarianten darunter den Mistelschlepp erprobt! Er hat sich über unsere Idee des Modell-Projekts gefreut und uns private Aufnahmen des Originals zur Verfügung gestellt und weitere Informationen angeboten. Das nennen wir Flieger-Kameradschaft über alle Disziplinen und Maßstäbe hinweg!
 
Die linke Tragflächenhälfte der DFS 230
 
14. Februar 2013 (ja wir arbeiten auch am Valentinstag) Die Holme mit Verkastungen sid fertig, die Scharnierverstärkungen eingeklebt.
 
Nasenleiste ist fast fertig, nur noch der Übergang zum Randbogen. Querrudernase und Endleiste sind vorgeschliffen, fertig zum Einlaminieren der Kohlefaserverstärkung an der Endkante. Anschließend wird die Oberseite beplankt - das geht jetzt  recht zügig voran.
 
Fandas hat viel Zeit in das "Fachwerk" des Rumpfes gesteckt.(keine Ahnung warum er sich den schwierigeren Teil des Baus ausgesucht hat, er ist  ja eigentlich noch unbeschlagen im klassischen Holzbau) Aber jetzt hat er dem Flieger endlich ein "Gesicht" gegeben. Die Führerkanzel entsteht.
 
Heute war besuch da, (es kommen öfter Kollegen zum Gucken vorbei)  also haben wir schnell mal beide Flächen angesteckt - freudige Erwartung, wie kleine Kinder vor der Zuckerwatte!
 

...der Segler passt gerade so in die Werkstatt der AWO....
Harry Miller hat sichtlich Freude beim "Handlangen" und motiviert uns beim Weiterbauen.

Nebenbei angemerkt:

am kommenden Dienstag gehts endlich nach Berlin, dort erwartet uns der führende Kopf der "Arbeitsgemeinschaft Daedalus", Herr Schlingmann. Nach einigen Emails und Telefonaten hat die Museumsleitung in Gatow - sie untersteht der Bundeswehr- unseren Foto- und Messtermin mit fachlicher Betreuung genehmigt. Unbedingt sehenswert für alle Flugbegeisterten:

http://mhm-gatow.de/

http://www.luftwaffenmuseum.de/

http://daedalus-berlin.de/

19. Februar 2013: heute war es soweit - wir waren in Berlin Gatow! Ein beeindruckendes Gelände mit einem gewissen Ostblock-Charme, vor allem wegen der vielen russischen Exponate im leider verschneiten Außengelände. Wir durften uns als besondere Besucher fühlen, denn Herr Schlingmann hat uns an der Pforte abgeholt und zu einer kurzen Rundfahrt eingeladen. Im "Hangar3"  hat uns ein Bundeswehrsoldat zur Seite gestanden, der uns Zutritt zur DFS gewährte und uns jede Kleinigkeit genau anschauen ließ. Alles war bereits organisiert und wir konnten die für uns wichtigen Aufnahmen machen. Herrn Schlingmann kennen zu lernen und einen kleinen Eindruck seines Enthusiasmus, gepahrt mit seinem Wissenshintergrund und manuellen Fertigkeiten zu bekommen war ein Erlebnis für sich. Der bekennende Pazifist widmet sich voll der Restaurierung von Exponaten der deutschen Luftwaffe aus dem zweiten Weltkrieg. In seiner Begleitung durften wir die "heiligen Hallen" betreten -die Restaurationswerkstatt, die sonst kein Besucher zu sehen bekommt. Und was da stand und in den Regalen lag!  Eine Focke Wulf 190 A8 im fortgeschrittenen Restaurationszustand, neben einem Rumpfneubau. Eine V1 mitten im Aufbau, derzeit baut Herr schlingmann an zwei Pulso-Tribwerken für dieses Muster. Ein Jumo 213 aus einer Ju88 dem nur noch die Zylinder fehlen, ein BMW 801 Sternmotor der sicher noch viel Arbeit macht, bis er wieder husten darf. Das alles haben wir gesehen, angefasst, gerochen - einfach genial. Daneben gab es noch ein Gespräch mit einem anderen Restaurator, Angehöriger der  Bundeswehr, der uns Einblicke in den Ablauf und die Schwierigkeiten von Wrack-Bergungen gab. Ein Reise, die sich gelohnt hat!

Nun müssen wir zusehen, daß wir die Erkenntnisse in unser Modell umsetzen...
 
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